Fensterfalzlüftung im Check

Halten sie, was sie versprechen?

Mit zunehmend dicht gebauten Häusern, steigt der Bedarf an Lösungen für die Lüftung. Ob zur Vermeidung von Schimmel, für die eigene Gesundheit oder für einen besseren Wohnkomfort: die Luft im Haus sollte regelmäßig ausgetauscht werden. Die herkömmliche Lüftung über geöffnete Fenster bedarf einer konsequenten Durchführung, die für viele nicht praktikabel ist, obendrauf wird in den kalten Monaten kostbare Heizenergie sprichwörtlich „zum Fenster raus gelüftet“. Um die Qualität der Raumluft konstant zu halten und Schimmelbildung durch zu hohe Feuchtigkeit zu vermeiden, gibt es verschiedene Arten von Lüftungssystemen, die für einen kontinuierlichen Luftwechsel sorgen. Neben den mechanischen Lüftungsanlagen, zentral und dezentral, erfreut sich die Fensterfalzlüftung großer Beliebtheit. Wir erläutern Vorteile  und zeigen Grenzen des Lüftungssystems  auf.

So funktioniert die Fensterfalzlüftung

Die Fensterfalzlüftung zählt zur sogenannten „freien Lüftung“. Dabei wird ein Teil der Dichtung durch einfache Belüftungsspalten im Fensterrahmen ersetzt. Die Außenluft dringt durch die lamellenartigen Bauteile unten in den Falzraum des Fensters ein, und steigt nach oben, bevor sie zwischen Rahmen und Flügel oben in den Raum eintritt.

Frische Luft tritt nun von außen durch Lüftungsschlitze in das Wohnungsinnere ein. Bei der Fensterfalzlüftung bestimmt dabei die Windrichtung, wo sich Zu- und Abluftseite befinden. Um eine Querlüftung zu gewährleisten befinden sich die speziellen Fensterlüftungsschlitze im besten Fall auf gegenüberliegenden Seiten der Hauswand.

Die Fensterfalzlüftung im Check – Vor und Nachteile der Lüftung über den Fensterfalz

Wer sich mit den verschieden Optionen zur Belüftung auseinandergesetzt hat, wird von der Einfachheit der Fensterfalzlüftung begeistert sein. Fast verlockend ist der schnelle Einbau und die vergleichsweisen geringen Kosten. Dennoch stößt die Fensterfalzlüftung in vielen Punkten an Ihre Grenzen. Hier erläutern wir Vor- und Nachteile der Lüftung über den Fensterfalz.

Vorteile Fensterfalzlüftung

Über die  Lüftungsschlitze im  Fensterfalz wird ein kontinuierlicher Luftaustausch sichergestellt. Die per DIN 1946-6 geforderte nutzerunabhängige Belüftung für den Feuchteschutz ist bei Abwesenheit des Nutzersgegeben. Mit welchen  Vorteilen punktet das System?

+ EINBAU + MONTAGE

Bei der Fensterfalzlüftung werden Lüftungsschlitze ohne elektrischen Anschluss in den Fensterrahmen eingesetzt. Das Fenster wird somit nachträglich wieder undicht gemacht. Einbauort und Menge der zu installierenden Systeme sind bereits durch die Planung der Fenster vorgegeben. Eine weitere Planung ist demnach nicht erforderlich. Zahlreiche Fensterhersteller bieten bereits die Lüftungsschlitze in ihren Fenstern von Werk aus an.

+ WARTUNGSAUFWAND

Spezifische Fachkompetenz ist weder für den Einbau noch für die Wartung der Fensterfalzlüftung notwendig. Die Einsätze können in wenigen Schritten herausgenommen werden und unter fließen Wasser oder in der Spülmaschine abgespült werden. Zu den Reinigungsintervallen reicht eine Sichtprüfung. In der Praxis bewährt es sich, die Lüftungsschlitze zusammen mit den Fensterscheiben zu reinigen.

+ KOSTEN

Die Kosten variieren zwischen den Herstellern. Die Fensterfalzlüftung ist verglichen mit anderen Lüftungssystemen, die kostengünstigste Lösung, einen kontinuierlichen Luftwechsel zu ermöglichen. Zu den förderfähigen Maßnahmen im Zuge einer energetischen Sanierung oder beim Neubau nach KfW-Effizienzhaus-Standard zählt diese Art von Lüftung allerdings nicht. Durch den nicht-elektrischen Betrieb (z.B. für einen Ventilator) fallen keine zusätzlichen Betriebskosten an.

Die Grenzen der Fensterfalzlüftung – Nachteile

Wer ein Haus baut oder saniert, freut sich über jegliche Kosteneinsparung. Gerade die Fensterfalzlüftung klingt vielversprechend: einfache Montage, geringe Kosten, keine Betriebskosten und die Wartung – ein Klacks.: Für die Lüftung nach DIN 1946-6 ist eine nutzerunabhängige Belüftung für den Feuchteschutz gegeben. Doch spätestens hier ist Vorsicht geboten: Der Feuchteschutz ist nur dann gegeben, wenn die Wohnung unbewohnt ist – und das ist in der Praxis meist nicht der Fall.  Hier erläutern wir die Grenzen der Praxistauglichkeit einer Fensterfalzlüftung

Feuchteschutz

Anbieter von Fensterfalzlüfter gewährleisten mit ihrer Technik in der Regel eine Lüftung zum Feuchteschutz. Weniger bekannt ist, dass diese laut DIN 1946-6 lediglich den Bautenschutz bei Abwesenheit der Nutzer sicherstellt. Ist der erforderliche Luftwechsel in bewohnten Gebäuden nicht gegeben und es entstehen dadurch Schäden am Gebäude, ergibt sich für den Planer ein beträchtliches Haftungsrisiko. Auf einer Fläche von 70 Quadratmetern muss der Luftvolumenaustausch dafür ca. 30 Kubikmeter pro Stunde betragen. Für bewohnte Gebäude mit normaler Nutzung empfiehlt die Norm hingegen mindestens die sogenannte Nennlüftung von 95 Kubikmetern pro Stunde.

Energiebilanz

Bei Neubau- und Sanierungsprojekten spielt die energetische Optimierung eine große Rolle. Moderne, dreifachverglaste Fenster sowie gedämmte Fassaden sollen die Wärme im Gebäude halten. Das einfache Prinzip mit den Öffnungen im Fensterrahmen steht dem Umstand entgegen, dass, zusammen mit der Raumluft auch kostbare Wärme aus dem Innenraum nach Außen abgeführt wird. Vor allem in der kalten Jahreszeit kühlen die Räume dadurch schnell aus.

– Einstellungen des Lüftungssystems / Flexibilität in der Praxis

Bei starkem Wind verkleinern sich die Ventile der Fensterfalzlüfter, um Zugluft zu vermeiden und Regenwasser auszuschließen. Dennoch verschließen sich die Schlitze nie komplett, sodass es dennoch zu einem unangenehmen Durchzug kommen kann. Staub, Gerüche und Pollen können durch die Öffnungen ungehindert eintreten. Das kann vor allem für Allergiker zum Problem werden. Auch Schall und Geräusche treten durch Öffnungen ein, ohne dass der Nutzer darauf Einfluss nehmen kann. Kurz gesagt: Die Luft, die Außen herrscht, kommt ungefiltert in den Innenraum.

Fazit: Geringe Kosten, wenig Aufwand und eine Lüftung nach DIN 1946-6 -klingt verlockend, aber bei näherer Betrachtung schwindet die Begeisterung für die Lüftung über Fensterfalz. Das größte Problem dabei ist, dass über das Lüftungssystem kein ausreichender Feuchteschutz gewährleistet ist, wenn es sich dabei um bewohnte Innenräume handelt, in denen gekocht, gebadet, Wäsche getrocknet, kurz: gelebt wird. Die Abtragung von Feuchtespitzen kann die Fensterfalzlüftung nicht abdecken. Das Risiko, dass sich Schimmel bildet, ist weiterhin groß und das trotz Lüftung.

Zum anderen widersprechen die eingebauten Öffnungen im Fenster dem energieeffizienten Bauen. Wärme geht ungehindert verloren, kostspieliges Nachheizen ist die Folge. Die Energiebilanz leidet darunter genauso wie der Geldbeutel.

Wer an einer Lüftung für effektiven Feuchteschutz interessiert ist, sollte sich nach Alternativen umschauen.  Diese sind häufig mit höherem Planungsaufwand und Kosten verbunden, halten aber neben dem  Feuchteschutz Vorteile parat, die für Energieeffizienz und Wohnkomfort unerlässlich sind.

Unsere Empfehlung:
Dezentrale Lüftung mit Wärmerückgwinnung.

Als moderne Alternative zur Belüftung über die Fensterfalz hat sich die dezentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung etabliert. Die Frischluft wird durch gezielt angeordnete Lüftungsgeräte in den Außenwänden durch den Wohnraum geleitet. Paarweise werden die dezentralen Lüfter eingebaut – mittels Kernlochbohrung unkompliziert nachgerüstet oder mit speziellen Einbauhilfen als Baustein gleich ins Mauerwerk gesetzt.

Die dezentralen Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung erreichen obendrauf auch die Vorgaben für eine Nennlüftung nach DIN 1946-6. Zusammen mit einem Wärmerückgewinnungsgrad bis zu 94 % sind die Kriterien für attraktive Kredite oder gar Tilgungszuschüsse der KfW-Förderprogramme ebenfalls erfüllt.

Fensterfalz vs. dezentrale Lüftung – der Praxis-Check:

Fensterfalzlüftung Dezentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
Schimmel-Prävention +
(unter Optimalbedingungen)
+++
Wärmerückgewinnung +++
Individuelle Einstellmöglichkeiten +++
Frostschutz +++
Schallschutz +++
Anschaffungskosten +++ +
Montage +++ ++

optimal +++
sehr gut ++
gut +
nicht gegeben

 

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