Die Schulkantine in Zeiten von COVID-19 …
… sieht an unserer Schule jetzt so aus.
Der wahr gewordene Virusfilm? „Outbreak – Lautlose Killer“ in unserer Gegenwart nur ohne Dustin Hoffmann und ohne ein Antiserum.
Die erste Woche Präsenzunterricht, also nur drei Tage, aber leider auch die waren nicht wirklich erstrebenswert für die Kinder. Die Jahrgänge wurden in 2 Gruppen aufgeteilt. Unsere Schule ist klein, jeder Jahrgang ist nur zweizügig. Gruppe A war diese Woche von 8:00 Uhr bis 11:15 Uhr dran, in dieser ist meine Tochter. Nächste Woche hat sie dann später Unterricht von 12:45 Uhr bis 16:15 Uhr.
Alle Jahrgänge beginnen den Unterricht mit 15 Minuten Zeitunterschied, somit begegnen sich die Kinder nicht. Auch nicht, wenn sie mit dem Bus fahren, wobei man darüber streiten kann ob Bus fahren Sinn macht, denn der Abstand kann schon an der Bushaltestelle nicht mehr eingehalten werden.
Aber hier unser Bericht vom ersten Schultag nach der Schulschließung durch Corona und sieben A4 Seiten Hygiene- und Schulregeln.
18. Mai 2020, 7:50 Uhr, Campus Klarenthal.
Noch nie war der Kiss-And-Go Parkplatz um diese Uhrzeit so leer wie an diesem Morgen. Die vereinzelten Kinder steigen aus den Autos ihrer Eltern, ziehen zum Schulranzen ab heute auch einen Nasen-Mundschutz auf. Auf Abstand muss hier noch keiner achten, da nur vereinzelt Kinder das Schulgelände betreten. Auf allen Wegen sind Abstandsstreifen eingezeichnet und vor dem Schulgebäude der Jahrgänge 7 und 8 müssen sie sich mit Abstand hintereinander aufstellen. Dann kommt der Klassenlehrer und bittet seine 12 Kinder mit Abstand rein. Alle müssen ihre Hände desinfizieren und zügig zu ihrem Platz in der Klasse gehen. Jacken, Schulranzen etc. der Kinder dürfen sich nicht berühren.
Normalerweise hat jedes Kind seinen eigenen Spint und die Kinder brauchen eigentlich KEINEN Schulranzen an dieser Schule, weil sie alles in der Schule lassen dürfen.
Alle Fenster im Klassenzimmer sind permanent weit aufgerissen und wenn die Kinder an ihren Plätzen sitzen dürfen sie den Nasen-Mundschutz abnehmen. Wer auf Toilette möchte muss sich in eine Liste eintragen. Hier wird genau notiert wann wer den Klassenraum verlassen hat und wann wer ihn wieder betritt. Vor dem Betreten des Klassenraums Hände desinfizieren.
In den drei Stunden gibt es eine Pause von 15 Minuten auf dem Schulgelände, aber auch hier ist genau vorgeschrieben in welchen Bereich sich die 12 Kinder aufhalten dürfen, die Parallelklasse meiner Tochter muss in einem anderen Bereich Pause machen, also auch hier keine Chance mit Freundinnen aus dem gleichen Jahrgang zu quatschen. Andere Jahrgänge sehen sie garnicht, denn sie haben alle nie zeitgleich Pause. Zwei Lehrer beaufsichtigen die 12 Kinder, dass der Abstand eingehalten wird… normalerweise rasen die Kinder hier über ein traumhaft schönes und riesiges Areal, denn der Campus ist auf dem Gelände der ehemaligen Garten- und Landschaftsakademie des Landes Hessen entstanden.
Nach der Pause ist wieder Hände desinfizieren angesagt und zügig soll jedes Kind seinen Sitzplatz einnehmen. Nach Schulschluss dürfen die Kinder auch nur einzeln und mit Abstand den Klassenraum und das Schulgelände verlassen. 11:10 Uhr, der Kiss-And-Go Parkplatz ist wieder gespenstig leer und tröpfchenweise kommen die Kinder den Weg herunter.
Das Beitragsbild zeigt die leere Schulkantine, man kann sein Kind für ein Frühstück und Mittagessen anmelden. Das bedeutet kontaktlos muss sich das Kind sein Essen an der Küche abholen, darf es dann unter freien Himmel, mit Abstand, alleine, einnehmen und hat dafür 15 Minuten Zeit. Aus Florentines Klasse ist nur EIN Kind für diese Mahlzeiten angemeldet, heißt dieses Kind sitzt dann einsam und alleine zwischen diesen Biertischgarnituren 🙁
Wir haben das nicht gemacht, Florentine isst zuhause vor der Schule eine Banane und nach der Schule gibt es ein frisches Croissant vom Bäcker mit ordentlich Nutella, für die NERVEN! Mittags werden wir voraussichtlich erst einmal nicht kochen, da es vom Zeitablauf nicht zu schaffen ist.
Florentine fand den ersten Schultag so frustrierend, dass sie am frühen Abend keine Nerven mehr hatte für den Online-Klavierunterricht. Hinzu kam, ihre Hände waren FEUERROT vom Desinfektionsmittel und so musste ich erst einmal ihre Hände pflegen 😉
Das ist alles NICHT DAS, was wir unseren Kindern gewünscht haben, gerade jetzt wo sie in die Pubertät rauschen und alles andere im Kopf haben als ABSTAND! Das ist nicht der Campus den wir kennen und lieben.
PS noch nie war der Rasen so saftig und Grün am Campus, zumindest der liebt die Corona-Pause 😉